Karriere durchs Hintertürchen: Wie wichtig ist Vitamin B bei der Jobsuche?
“Ich kenne da wen, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der dich da reinbringen kann." Viele von uns haben diesen Satz wohl schon gehört, als sie gerade auf Jobsuche waren. Das sogenannte “Vitamin B” gilt in vielen Branchen als der edle Rohstoff, der das Sprungbrett zum Traumjob errichtet. Aber entspricht dieses Klischee heutzutage überhaupt noch dem Zeitgeist der Arbeitswelt? Wir gehen dem Mythos Vitamin B auf den Grund.
Karriere durchs Hintertürchen: Wie wichtig ist Vitamin B bei der Jobsuche?
“Vitamin B” ist ein geflügeltes Wort in unserer Umgangssprache, das im beruflichen Kontext bedeutet, durch persönliche Beziehungen oder einen Leumund gewisse Positionen zu ergattern und somit den herkömmlichen Bewerbungsprozess abzukürzen.
Wir was steht das B im „Vitamin B“?
Das B steht dabei für “Business” oder “Backdoor” - also den schnellen Bewerbungsweg durch die Hintertür. Der Begriff ist so in unserem Wortschatz verankert, dass dem Phänomen sogar ein Wikipedia-Artikel gewidmet wurde.
Wie wichtig ist Vitamin B heute?
Ob und inwieweit Vitamin B bei der Jobsuche eine Rolle spielt, ist umstritten. Dass erfolgreiche Karrieren teils durch eine Empfehlung ins Laufen gebracht werden, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen.
In Österreich gaben bei einer Umfrage im Jahr 2017 über ein Drittel der befragten Menschen zwischen 15 und 34 an, ihren Job über Freunde, Verwandte oder Bekannte gefunden zu haben. Die Frage ist, welchen Stellenwert man der “Freunderlwirtschaft” heutzutage noch beimessen kann - auch, weil diese Praktik auch ethisch zunehmend in Verruf gerät.
Was für einen sinkenden Stellenwert von Vitamin B spricht
Der moderne Arbeitsmarkt ist äußerst umkämpft. Da Jobangebote durch die Digitalisierung und Automatisierung online abrufbar sind und über Karriereportale gesammelt werden, ist der Zugang zu Stellenausschreibungen heute leichter als noch vor 20 Jahren. Immerhin muss man nicht mehr in der Zeitung nach Stelleninseraten suchen, einkringeln und abtelefonieren.
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass es für Unternehmen heute leichter ist, über eigene Informationskanäle und Social-Media-Auftritte einen großen Pool an Bewerber:innen zu generieren.
Viele Unternehmen etablieren daher mehrstufige Aufnahmeverfahren, die vom herkömmlichen Anschreiben über Testaufgaben und Assessment-Center reichen. Von der Stellenanzeige bis zum Bewerbungsgespräch ist der Weg daher oft lang und mühsam. Diesen einfach zu umgehen, indem du von einem oder einer Mitarbeiter:in empfohlen wirst, ist also gerade in Branchen unwahrscheinlich, die heutzutage einen großen Zulauf erfahren.
Was für einen steigenden Stellenwert von Vitamin B spricht
Eine gute Vernetzung ist auch in unserer modernen Arbeitswelt das A und O. Networking kann dabei helfen, an Stellen zu gelangen, die zum Beispiel gar nicht öffentlich ausgeschrieben sind - was in vielen Betrieben nach wie vor Praxis ist. Das “gute Wort”, das dir ein ehemaliger Kollege oder eine Kollegin bei einem neuen Betrieb für dich einlegt, kann nach wie vor Gold wert sein.
Du solltest dich daher vor Karrierebeginn stets darum bemühen, proaktiv Kontakte zu knüpfen und nachhaltige Beziehungen aufzubauen, die dir auf deinem weiteren Karriereweg nicht nur einen guten Ruf verschaffen, sondern auch Türen öffnen, die du über den herkömmlichen “Candidate Journey” gar nicht einsehen kannst. Besuche daher Branchenveranstaltungen, tritt einem Berufsverband bei oder pflege deine Kontakte auf Karriere-Networks wie LinkedIn oder Xing. Das wird deine Chancen auf einen guten Job nachhaltig erhöhen.
Wie sehen das Personaler:innen?
Neue Talente über Vitamin B zu akquirieren, liegt außerdem bei Recruitern schwer im Trend. Gerade Branchen, die unter dem Fachkräftemangel leiden, ist diese Strategie zunehmend beobachtbar, weil diese Unternehmen neue Wege finden müssen, um begehrtes und dringend benötigtes Personal zu ergattern. Unternehmen beauftragen ihre Mitarbeiter:innen dann, selbst neue Talente für den Betrieb in ihrem Umfeld zu “scouten”.
Das hat mehrere Gründe:
- 1. So sparen sich Unternehmen Werbe-, oder Einstellungsgebühren.
- 2. Auch Zeit wird gespart, indem auf einen mühsamer Einstellungsprozess verzichtet wird.
- 3. Außerdem erhöht es die Zufriedenheit der “Scouter”, wenn sie stärker am Erfolg beteiligt und in den Fortschritt des Unternehmens eingebunden werden.
- 4. Nicht zuletzt stärkt es auch das interne Arbeitsklima, wenn Menschen zusammenarbeiten, die sich bereits persönlich kennen oder gar befreundet sind.
In welchen Branchen ist Vitamin B besonders hilfreich?
Vertrieb und Geschäftsentwicklung:
In diesen Bereichen kann ein starkes Netzwerk dabei helfen, Kontakte zu knüpfen, neue Kunden zu finden und dein Geschäft auszubauen.
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Finanzen und Investment:
Im Finanzsektor ist Networking von zentraler Bedeutung, da es sich um ein oft sehr exklusives Milieu handelt, in dem berufliche Kontakte den Zugang zu wertvollen Informationen und Möglichkeiten eröffnen können.
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Technologie:
Der Technologiesektor entwickelt sich ständig weiter, und Netzwerke können dir helfen, dich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
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Kreativwirtschaft:
In Bereichen wie Werbung, Design und Film kann ein starkes Netzwerk die Türen zu neuen Projekten und Kooperationen öffnen.
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In welchen Branchen spielt Vitamin B eine untergeordnete Rolle?
Fertigung und Betrieb:
In diesen Branchen liegt der Schwerpunkt oft eher auf technischen Fähigkeiten und Erfahrungen als auf persönlichen Beziehungen.
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Wissenschaft und Forschung:
In diesen Bereichen sind eher Qualifikationen und Fachwissen als persönliche Netzwerke ausschlaggebend für den beruflichen Aufstieg.
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Regierung und öffentlicher Dienst:
hier ist das Einstellungsverfahren oft formeller und basiert eher auf Qualifikationen als auf persönlichen Kontakten.
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Unser Fazit für dich: Nicht zu sehr auf Vitamin B verlassen!
Ein berufliches Netzwerk ist - egal, in welcher Branche - immer etwas, was du pflegen solltest, wenn du die Karriereleiter aufsteigen willst. Dennoch sollte dein Berufsweg nicht nur von den Kontakten gepflastert werden, die dir deine aktuelle Position ermöglicht haben. Verfolge lieber einen vielschichtigen Ansatz, der ein gutes Netzwerk mit beruflicher und persönlicher Entwicklung vereinbart.
Du solltest stets darauf achten, dich weiterzubilden und mit eigenen Ideen und beherztem Einsatz zeigen, dass du dir deine Position auch ohne deine Kontakte verdienst. Je höher das Niveau einer Belegschaft ist, desto schneller wird auffallen, dass dir Kompetenzen fehlen, wenn du dich zu sehr auf deinen Connections ausruhst. Das wird nicht nur deine*n Fürsprecher:in, sondern auch Vorgesetzte und Teammitglieder enttäuschen. Und überhaupt: Notorische Händeschüttler, die sich nur anhand ihrer Kontakte profilieren, machen sich im Büro schnell unbeliebt. Bodenständigkeit und andere Soft Skills sind schließlich genauso wichtig wie ein exzellentes Netzwerk.