Remote Teambuilding: 10 Tipps für ein gutes virtuelles Arbeitsklima

Ob zuhause, im Zug oder auf Bali: immer mehr Arbeitnehmer:innen wollen nicht mehr Tag für Tag im Großraumbüro sitzen und wünschen sich Remote Work. Gerade junge Unternehmen, aber auch alteingesessene Branchen im Digitalisierungszwang satteln deshalb zunehmend auf die beliebte Telearbeit um. Gegner dieser Entwicklung befürchten, dass das zu sozialer Kälte im Team führt. Wir haben deshalb Maßnahmen gesucht und gefunden, wie Sie Teambuilding auch online umsetzen können.

Remote Teambuilding – 10 Tipps

Kategorie: Human Resources | Lesedauer: 07 min | aktualisiert am 17. September 2024
Zielgruppe: Arbeitgeber
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Remote Work: Warum ist sie so beliebt?

In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt vor allem durch die Covid-19-Pandemie drastisch verändert. Als das Virus im März 2020 auf der ganzen Welt wütete, sahen sich viele Unternehmen im Lockdown gezwungen, auf ortsunabhängige Arbeit umzustellen. Ein Trend, der in den 2000ern aus den Vorzügen der Automatisierung und Digitalisierung entsprungen war, wurde schließlich um ein Vielfaches beschleunigt. Home Office und Remote Work sind anno 2024 nicht mehr wegzudenken.

9 von 10 Unternehmen in Österreich bieten zumindest Home Office an. Wer es nicht tut, geht am Arbeitsmarkt oft leer aus: Immerhin wünschen sich zum Beispiel in Wien nahezu jede:r zweite Bürger:in unter 30, vollständig remote zu arbeiten.

In Folge hat Remote Work auch für Arbeitgeber:innen an Bedeutung gewonnen und gilt gerade in der Gründerszene als das Arbeitsmodell der Zukunft. Die Forschung spricht dabei zumindest mittelfristig für diese Strategie: so bekunden viele Unternehmen, dass sich die Leistung der Angestellten nach Einführung von Home Office oder der Arbeit unter Palmen eher gesteigert als vermindert hat. Grundsätzlich spricht für Unternehmen also nichts gegen Remote Work - wäre da nicht die Angst vor sozialer Isolation … 


Remote Work: Ein Arbeitsklima-Killer?

Trotz der vielen Vorteile befürchten Sozialwissenschaftler:innen. dass Remote Work auch Risiken birgt. Geht man davon aus, dass wir Menschen soziale Wesen sind, die eher im Miteinander als im Gegeneinander aufblühen, liegen diese Risiken auf der Hand. Wer schon einmal in den Genuss eines gesunden und kollegialen Arbeitsklimas im Büro gekommen ist, wird bestätigen:

Soziale Nähe zu Vorgesetzten und Kollegen sorgt nicht nur für gute Laune, sondern auch für Erfolg. Eine gute Teamchemie liefert oftmals Schmieröl, damit alle Zahnräder im Betrieb nach Maß ineinander greifen.


Warum braucht es überhaupt Teambuilding?

Droht die Kette zwischen den einzelnen Bindegliedern im Betrieb zu rosten, greifen viele erfolgreiche Unternehmer:innen zu Teambuilding-Maßnahmen. Sei es

  • ein Ausflug zum Wildwasser-Rafting,
  • ein Seminar-Wochenende zur gemeinsamen Weiterbildung oder
  • das etwas zu sehr ausgeartete Trinkgelage am Freitagnachmittag.

Es gibt viele bewährte Methoden, um der eigenen Belegschaft nicht nur Tapetenwechsel zu bieten, sondern auch für das erwünschte “Bonding” zwischen den Kollegen zu sorgen.

Dass eine harmonische Zusammenarbeit in unserer heutigen Arbeitswelt Berge versetzen kann, bestätigt eine Vielzahl an Studien.

Laut einer Forbes-Untersuchung können Teambuildings gar die Fluktuation um bis zu 50% senken. Eine Studie des Harvard Business Review zeigt, dass Teams mit regelmäßigen Wohlfühl-Retreats erfolgreiche Lösungen als andere finden.


Teambuilding bei Remote Work: Ist das überhaupt möglich?

Die genannten Teambuilding-Maßnahmen haben eines gemeinsam: Wenn sich die Belegschaft aufgrund von Remote Work auf dem ganzen Globus verteilt, sind sie schwer umzusetzen. Wer Einzelgänger am Notebook zu echten Teamplayern machen will, muss sich daher neue Ideen überlegen.

Das ist gerade bei Remote Work besonders wichtig. Durch die reine Online-Kommunikation ohne Gestik und Mimik lauern Missverständnisse an jeder virtuellen Ecke und reifen schnell zu waschechten Konflikten. Zum Glück bietet Web 2.0 eine Vielzahl an innovativen Lösungen für mehr soziale Nähe auch während Remote Work.

Wir haben 10 Strategien aufgelistet, wie Sie den Zusammenhalt unter Ihren Telearbeiter:innen stärken können:


TOP 10 Strategien für Remote Teambuilding

  1. Kennenlernrunden

Remote Worker haben kaum eine Gelegenheit, sich über den morgendlichen Konferenz-Call hinaus kennenzulernen. Um trotzdem für mehr Tuchfühlung zu sorgen, können Online-Kennenlernrunden als Icebreaker fungieren. Gerade bei Teams, die frisch zusammengestellt wurden, sind Kennenlernrunden ratsam. Insbesondere beim Onboarding sollten sie immer wieder aufs Neue stattfinden - so können sich ihre Neulinge besser im Team orientieren und fühlen sich gleich ein bisschen wohler.

Wird aber nur das virtuelle Redekissen herumgereicht, damit jede:r “ein paar Sätze zu sich selbst” erzählen kann, wird das viele langweilen und nur wenig Spannendes aus Ihren Schützlingen entlocken.

Viel eher zum Erfolg führen bestimmte Themenrunden oder Umfragen wie “Was ist deine Lieblingsserie (und warum)?”. Bei sogenannten “Show and Tell”-Runden stellen die Teilnehmer:innen wiederum einen persönlichen Gegenstand vor und erzählen eine Geschichte dazu. So können Kennenlernrunden auch wiederholt werden, ohne ihren Reiz zu verlieren.

Tipp: Eine besonders spielerische Lösung ist ein Online-Bingo: Erstellen Sie individuelle Bingo-Karten mit verschiedenen Aktivitäten oder Eigenschaften (z. B. "Hat eine Katze", "Spricht mehr als zwei Sprachen") und lassen Sie Teammitglieder durch Interaktionen Punkte sammeln. 

  1. Virtuelle Kaffeepausen

Ja, wahrscheinlich bevorzugen einige Arbeitnehmer:innen gerade deshalb, weil Ihnen die Kollegen bei Ruhepausen eben nicht auf die Nerven gehen können. Andere leiden allerdings darunter, dass ihnen die ganze Arbeitswoche niemand für einen lockeren Kaffeeplausch begegnet. Kleine zusätzliche Pausen, die per Videocall abgehalten werden, können dabei Abhilfe schaffen. 

Aber Vorsicht: Achten Sie auf die Gruppengröße und die Einhaltung von Online-Gesprächsregeln! Wenn 20 Leute durcheinander reden, wird das niemanden entspannen.

  1. Gamify your Remote Work: Virtuelle Gruppenspiele

Oft lohnt es sich auch online, im Team für etwas Abwechslung bei Spiel und Spaß zu sorgen. Plattformen wie Kahoot! Oder Quizizz laden zum gemeinsamen Rätseln ein und auch Klassiker wie Trivial Pursuit oder ein gutes altes Stadt-Land-Fluss lassen sich mithilfe von Videocall und Doc-Sharing leicht realisieren. Wer kreativ sein will, spielt virtuelle Pictionary-Spiele, bei denen Teammitglieder Begriffe zeichnen müssen, während ihre Kollegen versuchen, sie zu erraten. Hierfür stehen Tools wie Skribbl oder Drawize bereit.

Neben kompetitiven Spielen gibt es auch kooperative Ansätze, die den Zusammenhalt im Team stärken. Die auch bei herkömmlichen Teambuildings beliebten Escape Rooms gibt es auch online, zum Beispiel unter exittheroom.at oder 4walls-escape.de. Besteht ihr Team aus echten Gamern, lohnt sich auch ein Blick auf Online-Team-Simulationsspiele wie “Keep Talking and Nobody Explodes” oder das seit Corona boomende Among Us.

Virtuelle Gruppenspiele: Gamify your Remote Work

  1. Online-Brainstorming und interaktive Whiteboards

Gemeinsame Brainstormings sind für einen erfolgreichen Workflow unabdinglich, geraten bei Remote Work aber ebenfalls aus dem Fokus. Etablieren Sie daher wiederkehrende Online-Brainstorming-Sitzungen, bei denen Ihr Team aktuelle Probleme und Kreativ-Blockaden gemeinsam angeht - quasi ein Rätselspiel, dessen Lösung sich auch für den Fortschritt der Firma als nützlich erweisen kann.

Helfen können dabei interaktive Online-Whiteboards, die von Teammitgliedern in Echtzeit bearbeitet werden können. Es gibt zwei besonders populäre Tools, die sich für das Online-Brainstorming anbieten: MURAl ist bekannt für seinen Fokus auf Design und Innovationsarbeit, während Miro (ehemals RealTimeBoard) eine breitere Zielgruppe an Teams anspricht. Beide Lösungen lassen sich auch mit gängigen Kommunikationstools wie Slack, Microsoft Teams oder Jira integrieren.

  1. Interne Workshops und Mentoring-Programme

In Ihrem Remote-Team tummeln sich ganz unterschiedliche Individuen mit ganz unterschiedlichen Talenten und Fachwissen. Zeit, sich das zu Nutzen zu machen! Veranstalten Sie firmeninterne Online-Workshops, bei denen beispielsweise eine:r Ihrer Delegierten sein oder ihr spezifisches Wissen an das restliche Team weitergibt. Dabei wechseln sich ihre Angestellten stets ab, damit niemand zu viel oder zu wenig mit der Vorbereitung eines Workshops beschäftigt ist.

Besonders jungen und neu eingestiegenen Talenten fehlt durch Remote Work oft eine Ansprechpartner:innen für ihre Anliegen und Probleme. Gerade bei Remote Work gehen Trainees und Praktikanten beim morgendlichen Videocall oft unter. Dabei entstehen beim Berufseinstieg natürlich Hürden, die nur schwer ohne Beihilfe überwunden werden können. Bleiben Rookies auf sich allein gestellt, kann dies zu Frustration und schließlich auch zu mangelnder Produktivität führen. 

Scheuen Sie sich deshalb nicht davor, Ihre erfahrenen Fachkräfte zu beauftragen, Mentorship-Einheiten mit Ihren Küken im Nest zu veranstalten.

  1. Gemeinsame Fortbildungen

Wie auch in der Schule gilt auch bei der Remote Work: Zusammen lernt man weniger allein. Mit der COVID-19-Pandemie hat sich das E-Learning als Bildungszugang etabliert und Arbeitnehmer:innen, die ihre Kenntnisse erweitern wollen, werden viele Möglichkeiten geboten, sich auch vor dem Notebook weiterzubilden. Eine gemeinsame Schulung im Videocall ersetzt zwar nicht den Wochenend-Retreat in der Natur, kann aber zu mehr Gemeinschaftsgefühl verhelfen. Neben berufsorientierten Weiterbildungen können sich Mitarbeitende auch für freizeitliche Kurse wie einen Sprachkurs zusammentun.

  1. Feedback-Sitzungen

Eine gesunde Feedbackkultur bzw. regelmäßige Mitarbeitergespräche gelten asl Basiszutat für jedes wirtschaftliche Erfolgsrezept. Durch die räumliche Trennung von Remote Worker verwittern allerdings auch diese Kommunikationspfade oft schneller als geglaubt und bieten nicht nur Lästereien, sondern auch kollektiver Unzufriedenheit Nährboden. Wer regelmäßige Feedback-Calls in kleineren und größeren Gruppen abhält, kann diesen grundsätzlich widrigen Voraussetzungen entgegenwirken.

Wie beim Feedback im Konferenzraum sollte auch bei Remote Work darauf geachtet werden, dass Feedbackschleifen nicht nur in eine Richtung von oben nach unten verlaufen. Gerade Arbeitnehmer:innen, die in der Hierarchie am unteren Ende platziert sind, fühlen sich mehr wertgeschätzt, wenn auch sie ihre Kritik ohne Furcht vor Konsequenzen anbringen können.

  1. Gemeinsame Freizeitaktivitäten

Wer sich für den gleichen Job begeistert, interessiert sich häufig auch in der Freizeit für ähnliche Aktivitäten. Kocht oder backt Ihr Team gerne? Lassen Sie es bei Kochchallenges ihr Können unter Beweis stellen. Auch gemeinsame Film- und Leseabende oder sportliche Aktivitäten wie Yoga, ein Workout oder Pilates können zu einer positiven Gruppendynamik beitragen.

Aber Vorsicht: wenn das Team für diese Get-Togethers ihre Freizeit aufopfern muss, sollte dies auf freiwilliger Basis geschehen. Niemand wird nach der Arbeit noch gern zum Kochen oder zum Lesen eines Buches mit den Kollegen. Es gilt bei solchen Vorhaben daher, die Motivation ihres Teams für solche Projekte gut einzuschätzen.

  1. Geteilte Playlists

Musik mit Peers zu hören, zu teilen und sich darüber auszutauschen, kann ein starkes Bindemittel zwischen Menschen sein. Das gilt auch für den Arbeitsalltag: Vielleicht lässt eine geteilte Leidenschaft für eine Band gar eine neue Freundschaft entstehen und zumindest den täglichen Stress kollektiv lindern. Moderne Streamingdienste wie Spotify oder Apple Music bieten interaktive Playlists an, bei denen jedes Teammitglied seine Lieblingssongs zur Sammlung beitragen kann. Auch wenn sich die Geschmäcker stark unterscheiden, sorgt dies zumindest für ordentlich Diskussionsstoff und Ihre Mitarbeiter:innen kommen besser ins Gespräch.

  1. Online-Feiern

Der ein oder die andere Remote Worker wird nach getaner Arbeit vermutlich auch mal ein Feierabend-Bierchen oder ein Glas Rotwein trinken. Findet der Post-Work-Drink gemeinsam statt, bietet er eine gute Gelegenheit, um die Woche Revue passieren zu lassen. 

Auch Geburtstage oder Jubiläen dürfen online genauso gefeiert werden, wie im Büro auch. Immerhin kommen sich Ihre Angestellten leichter näher, wenn sie außerhalb des Arbeitskontextes bei einem Glaserl Roten plaudern können. Achten Sie als Vorgesetzter allerdings darauf, ob Ihre Anwesenheit bei einem informellen Call erwünscht ist und Sie nicht zum Partykiller werden. Viele Angestellte fühlen sich dann beobachtet und können sich nicht entspannen. 

Hinweis: Natürlich sollte Alkohol nicht als Lösung Ihrer mangelhaften Teamchemie dienen. Vor allem darf auch niemand fürs Nüchtern bleiben unter Druck gesetzt werden. Halten Sie Ihre Angestellten auch dazu an, in Maßen zu genießen - niemand möchte auch vor dem Laptop diesen einen peinlichen Abend haben, an den sich lieber niemand zurückerinnert. 

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Unser Fazit für Online-Teambuilding:
"sorglos geht nur zwanglos"

Wir haben nun eine Vielzahl an möglichen Teambuilding-Maßnahmen, die auch online funktionieren, zur Schau gestellt. Für alle gilt: den persönlichen Face-to-Face-Austausch können sie nicht ersetzen. Wem also hinsichtlich Distanz nicht die Hände gebunden sind, sollte sich zumindest darum bemühen, der Belegschaft auch mal im “echten Leben” die Möglichkeit bieten, sich kennen zu lernen.

Online wie persönlich ist Vorsicht geraten: Zwingen Sie Ihren Angestellten keine Aktivitäten auf, mit denen niemand Freizeit tilgen und Zeit verschwenden möchte. Nur wenn Teambuilding auf Freiwilligkeit beruht und Sie Arbeitnehmer:innen auch aktiv an der Programmgestaltung teilnehmen lassen, wird es auch die erwünschten Ergebnisse liefern. Ein bereits vollständig zerrüttetes Team wird sich nicht plötzlich durch einen gemeinsamen Spieleabend zusammenraufen, sondern vielmehr genervt davon sein. Achten Sie daher auch im Arbeitsalltag auf gesunde Kommunikationswege und ein ehrliches Miteinander - vor allem bei räumlicher Trennung.

 

Maximilian E.

Max widmet sich in seinem Beruf- und Privatleben ganz dem geschriebenem Wort in all seinen Facetten. Nach seinem Studium in Innsbruck, das er 2020 mit einem Master in Medienwissenschaften abschloss, war er in verschiedenen renommierten Redaktionen tätig, zu denen auch der Standard oder das VICE Magazin in Berlin zählen. Für seine Arbeit wurde er 2021 zu einem der 30 besten Jungjournalist:innen in Österreich gekürt. Neben seiner Tätigkeit als freier Journalist arbeitet er auch als Texter und bedient die Tastatur seit Beginn 2023 für uns. Seine Prinzipien als Journalist lässt er auch mit seinen Blogbeiträgen für unsere Portale nicht außer Acht: so will er Ungerechtigkeiten in der Arbeitswelt stets auf den Grund gehen und stellt die Bedürfnisse von Arbeitnehmer:innen stets in den Fokus.

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